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Die Aufzeichnung der Sendung erfolgte im Aufnahmestudio der HMWK - Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft.
Gäste und Moderator der vierten Folge des LNDW-Podcasts, von links: Jonas Liepmann, Thomas Prinzler, Prof. Dr. Henning Breuer, Prof. Dr. Rafaela Kunz | Foto: LNDW/LHLK 2020
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Die Aufzeichnung der Sendung erfolgte im Aufnahmestudio der HMWK - Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft.
Jonas Liepmann studierte Theater-, Kultur- und Vergleichende Literaturwissenschaften an der FU und HU Berlin. Gegen des Ende des Studiums überlegte er sich, was nach dem Studium tun könnte. In einem Magazin las er etwas über die Gründer von StudiVZ und dachte: „Da kann ich auch. Gründen ist nicht nur etwas für BWLer.“ Er fing dann an, Ideen zu sammeln und kam schließlich auf das Thema E-Learning. Er wollte ein vernetztes und öffentliches Lernen zwischen Studenten und Lehrenden auf Online-Basis schaffen. Mit dieser ersten Idee ging er zu PROFUND INNOVATION, der Service-Einrichtung für die Förderung von Unternehmensgründungen und Innovationen der Freien Universität, ließ sich beraten, wie er vorgehen könnte und erfuhr so vom EXIST-Programm und dem das Exist-Gründerstipendium des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi). Mithilfe diese Stipendiums gründete die Lernplattform iversity. In der ersten Phase suchte er sich Unterstützung von einem Wirtschaftswissenschaftler und einem Informatiker. Ab 2011 kamen weitere Investoren und ein zweiter Geschäftsführer hinzu, kurz darauf folgte ein dritter Geschäftsführer. Mit den Investoren wuchs der Druck auf das junge Unternehmen. Auch die neue Konstellation mit drei Geschäftsführer funktionierte nicht so gut wie erhofft. Liepmann stieg schließlich aus dem Unternehmen aus und "verpasste" damit die Insolvenz des Unternehmens, die 2016 folgte. iversity wurde danach aufgekauft und wird seither unter dem gleichen Namen weitergeführt. Der Kern des E-Learning-Angebots blieb erhalten, allerdings wurde der Bereich mittlerweile auf Fortbildungen für Unternehmen erweitert.
"Ich habe mich als Geisteswissenschaftler gar nicht so schlecht vorbereitet gefühlt für die Gründung eines Unternehmens. Neben Theaterwissenschaften habe ich auch Kulturwissenschaften und Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften studiert. Das sind alles Fächer, wo man ein ziemlich breites Themenspektrum hat und sich ziemlich schnell in unterschiedliche Sachen reindenkt. Insofern ist es mir nicht so schwer gefallen, mich in verschiedene Wirtschaftsthemen reinzudenken. Das ist ja keine höhere Mathematik. Da reicht Plus, Minus und Prozentrechnung – zumindest so in etwa …“ (Jonas Liepmann)
Prof. Dr. Henning Breuer lehrt an der HMKW (Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft) in Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind Innovationsforschung, Wirtschaftspsychologie und Unternehmensberatung. Seit 2001 berät er vor allem Technologieunternehmen zum Thema Innovation und wirtschaftspsychologischen Fragestellungen. Dabei spielen Werte bei ihm eine zentrale Rolle, zumal sie bislang eine noch kaum erschlossene Quelle für Innovation sind. Denn Werte bieten nicht nur eine Heuristik für die Erschließung neuer Geschäftsfelder, sondern helfen auch dabei, Visionen und eine Mission zu formulieren und geben nicht zuletzt auch Orientierung bei sich widerstrebenden Interessen. All das macht Werte zu einem zentralen Faktor für das Gelingen oder Scheitern der Gründerbeziehung und der Zusammenarbeit in Innovationsprojekten.
"Wir stehen vor großen gesellschaftlichen Herausforderungen. Diese ergeben hervorragende Ausgangspunkte, um unternehmerisch tätig zu werden. Ziele wie eine nachhaltige Entwicklung können nur mithilfe von Start-ups und großen Unternehmen realisiert werden." (Prof. Dr. Henning Breuer)
Prof. Dr. Rafaela Kunz lehrt International Technology Transfer Management an der bbw Hochschule in Berlin. Als frühere Senior Lizenzmanagerin im Technologietransfer hat sie viele Ausgründungen aktiv begleitet. Sie ist seit Juni 2020 an der bbw und bietet dort auch Kurse rund um Entrepreneurship an, in denen sie praktisches Handwerkzeug für Gründer*innen anbietet wie die Erstellung von Businessplänen oder die Entwicklung eines Businessmodells. Bei der Beratung von akademischen Gründer*innen sieht sie ihre Rolle vor allem als Bindeglied zwischen Hochschule und Unternehmen. Oft muss sie eine Übersetzungsarbeit leisten: Die meisten Gründer*innen sind von ihrer Ideen zwar sehr begeistert, wissen aber nicht, wie sie auch Geldgeber und andere Unternehmen dafür begeistern können. Ihrer Erfahrung nach ist für den Erfolg einer Gründung die Fördersumme weniger ausschlaggebend als die Kompetenz der Gründer*innen sowie deren Begeisterungsfähigkeit (für sich und andere).
„Bei jungen Gründer*innen gibt es den Trend, Wertevorstellungen nach oben zu stellen, anstelle schnell mit Produkten reich zu werden. Eine wichtige Eigenschaft für Gründer*innen, das Leadership, die eigene Idee auf andere zu übertragen, bekommt damit noch mehr Bedeutung.“ (Prof. Dr. Rafaela Kunz)
In Deutschland gibt es rund 200 verschiedene Förderprogramme für Existenzgründer aus dem universitären/wissenschaftlichen Bereich. Das bekannteste und bedeutendste davon ist das Exist-Gründerstipendium des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).
Beantragen können es sowohl Wissenschaftler als auch Absolventen und ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiter bis zu fünf Jahre nach Abschluss bzw. Ausscheiden. Gefördert werden Teams bis zu drei Personen. Förderungsfähig sind „innovative technologieorientierte Gründungsvorhaben“ sowie „innovative wissensbasierte Dienstleistungen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen.“ Das Stipendium sichert ein Jahr lang den persönlichen Lebensunterhalt; derzeit (Stand: 2020) gibt es 1.000 Euro pro Monat für Studierende, Hochschulabsolventen bekommen 2.500 Euro im Monat, promovierte Gründer*innen 3.000 Euro monatlich. Zudem werden Sachausgaben bis zu 10.000 Euro pro Person sowie Coaching in Höhe von 5.000 Euro übernommen.
Das EXIT-Stipendium ist eng an die Hochschule bzw. Forschungseinrichtung geknüpft. Sie muss den Antrag stellen und neben einem Mentor auch einen Arbeitsplatz sowie die kostenfreite Nutzung der Infrastruktur zusichern. Die Hochschule verwaltet zudem die Fördermittel. Das Stipendium ist jeweils eingebunden in das Gründer-Netzwerk der Hochschule bzw. der Forschungseinrichtung, das durch Seminare und Veranstaltungen den Austausch unter den Gründer*innen fördert.
EXIST-Förderprogramm
Das EXIST-Stipendium ist eingebunden in das Förderprogramm „EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft“. Ziel ist es, die Hochschulen dabei zu unterstützen, gründungsunterstützende Angeboten und Strukturen aufzubauen. Das beginnt bei unternehmerischem Denken und Handel in der Lehre und reicht bis hin zur Beratung und aktiven Unterstützung von Gründungen.
Zusätzlich zum Gründerstipendium gibt es auch die Möglichkeit der Förderung über das „EXIST-Forschungstransfer“-Programm. Es verfolgt einen Exzellenzansatz und fördert „Entwicklungsarbeiten und den Unternehmensaufbau forschungsintensiver Gründungen mit hohem Wachstumspotenzial.“
Der klassische Einstieg ins Gründen führt für Akademiker heute meist über das EXIST-Programm sowie Coachingprogramme. Laufen diese aus, stehen Gründern bundesweite und regionale Wettbewerbe und Preise zur Verfügung. Das Magazin fuer-gruender.de hat für 2019 insgesamt 147 Wettbewerbe mit 923 Auszeichnungen gezählt - im PDF (S. 26 ff) sind die wichtigsten aufgelistet. Insgesamt wurden rund 3,2 Millionen Euro Preisgeld an 741 Start-ups verteilt. Dabei gab es klare Gewinner: 138 Gewinner wurden mehrfach prämiert. Neben dem Preisgeld lohnen sich die Wettbewerbe für die Teilnehmer auch, weil sie lernen, ihre Geschäftsidee knapp und prägnant zu präsentieren, Kontakte zu Juroren und anderen Gründern knüpfen, mediale Aufmerksamkeit und häufig auch weiteres Coaching erhalten.